Schauspieler
Theaterregisseur
„Der Text ist mir sehr wichtig“, so Erwin Steinhauer in unserem Gespräch am 8. März 2005, das die Grundlage für die Bühnengestaltung bildet.
„Was ich mit meinem Beruf erreichen will?“; Steinhauer denkt kurz nach. „Ich will berühren! Ja, das will ich. Und was mir ganz wichtig ist, sind die drei Ebenen, die ich bespiele. Die Kleinbühne, auf der ich begonnen habe, da kann man mit dem Publikum ganz intim sein, kann jede Regung aufnehmen und mit den Leuten spielen. Dann ist da die Großbühne; wie das Burgtheater; da muss man vollkommen anders agieren um die Menschen zu erreichen. Die dritte Ebene ist der Film, der ist ähnlich intim wie die Kleinbühne, aber ich erreiche ein Millionenpublikum“.
„Ähnlich intim“?, frage ich, „wo es nur Kameras gibt, für die man spielt?"
„Ja! Sehr intim sogar,“ meint Erwin Steinhauer, „man spielt vor einem ganz kleinen Kreis; Regisseur, Kameramann und ein paar wenige Leute im Set. – Und des müssns amoi zambringen, mit einer Kamera intim werdn! Jede dieser drei Ebenen ist mir gleich wichtig und alle befruchten sich gegenseitig.“
Während des Gesprächs tauchen Bilder in mir auf. Ein Buch, als Symbol für den Text, eine Kugel, die durch ihre vollkommene Form für das „Ich will berühren!“ steht - und das für mich während des Gesprächs allgegenwärtige Gefühl, dass ich hier einem Künstler gegenübersitze, dessen Bestreben es ist, sich immer mehr zu vervollkommnen. Wasser kommt mir in den Sinn, als Symbol für den Darsteller Steinhauer, der gerade noch vor einer Stunde auf der Bühne seine unglaubliche Fähigkeit, innerhalb von Sekunden eine andere Identität anzunehmen, zum Besten gab. Wasser nimmt auf und gibt wieder. Dem Wesen des Wassers ist es bestimmt sich einzufügen. Es braucht Behältnisse, so wie der Schauspieler Text- und Drehbücher braucht.
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Innerhalb seiner Behältnisse entwickelt Wasser ein vielfältiges, dynamisches und intensives Eigenleben. Jede Welle, die durch einen Impuls auf den Weg geschickt Richtung Ufer rollt, besitzt für den Betrachter eine eigene Identität, wird zum eigenständigen Ereignis und ist doch Teil eines Ganzen. Jede Welle die ans Ufer gelangt, hat, von diesem zurückgeworfen, die Tendenz zum Ausgangspunkt zurückzukehren.
Die Bühne von Erwin Steinhauers Nestroy-Ring besteht aus einem Buch, das den Geist des Dichters – die Grundlage für das Schauspiel darstellt. Dieses Buch erinnert auch an Flügel, denn hinter begnadeten Texten verbirgt sich meist ein „beflügelter Geist“ und der wiederum beflügelt den Darsteller. Dass Erwin Steinhauer in weiterer Folge sein Publikum beflügelt hängt wohl damit zusammen, dass er die Fähigkeit besitzt, vollkommen in seiner Rolle aufzugehen.
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Der Monatsstein Erwin Steinhauers ist der blaue Saphir. Diesen Stein, der durch seine Farbe bereits die Qualität des Wassers in sich trägt, habe ich zur Kugel geformt, als Symbol für das Anliegen: „Ich will berühren!“ auf die Bühne gerollt. Die Kugel bildet gleichsam den Impuls, der die drei Wellenkreise in Bewegung setzt. Der innere Kreis steht für die Kleinbühne, der mittlere, symbolisiert die Großbühne und der äußere größte Kreis, den Film.
Drei der 5 Säulen die den Ring bilden, besitzen glänzende Enden und stellen die Ufer für die drei Wellen dar. Das Ufer steht symbolisch für das Publikum, das die Wellen zurückwirft und sie mit tosendem Beifall zum Ausgangspunkt zurückschickt. Die blaue Kugel nimmt die Resonanz in sich auf und wandelt sie in neue Impulse.