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JOHANN-NESTROY-RING PREISTRÄGER

2020

Schriftsteller und

Meister der Worte

MEISTER der WORTE

 

Zusammenfassung des Gesprächs von

Gerold Schodterer mit Michael Köhlmeier

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ICH WÜR'D GERNE GEGEN MICH KÄMPFEN

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Da treffen sich zwei. Aus dem Reich im Westen der eine, aus dem Reich der Mitte der andere. Und wo treffen sie sich? Im Osten, genauer gesagt in der Hauptstadt dieses besonderen Reiches. Und worum geht es bei dem Treffen?Na, worum es in Märchen immer geht, um Lebenskunst, um Gold und Silber, um einen Edelstein und einen besonderen Ring und natürlich um Phantasie und Glück.

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Künstler sind sie beide. Jener aus dem Westen ein Schriftsteller, Musiker und Erzähler, der aus der Mitte ein Goldschmied. Der Goldschmied stellt Fragen und hört gebannt zu, während der Schriftsteller erzählt, denn er hat die Aufgabe, einen Ehrenring für diesen zu fertigen. Nicht irgendeinen Ring, sondern den „Nestroy-Ring“. In Auftrag gegeben von jener Stadt, die man im ganzen Reich als das „Herz des Salzkammergutes“ bezeichnet, der Stadt, in der Nestroy seine Sommer verbrachte und in derem Theater er sich wohlfühlte, sei’s auf der Bühne oder im Zuschauer-raum. 

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Diesen Nestroy-Ring also, der alle zwei Jahre von der Internationalen Nestroy-Gesellschaft für herausragende künstlerische Leistungen verliehen und für den Preisträger persönlich angefertigt wird, soll in diesem Jahr der Schriftsteller aus dem Westen des Reiches erhalten. Darum also treffen sich die beiden.

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NESTROY WAR EIN MEISTER DER SATIRE

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Was ihn mit Nestroy verbindet, will der Goldschmied wissen. „Nun“, meint der Schriftsteller und setzt zu einer ausführlichen Erklärung an, „meine Liebe gehört Shakespeare und darum ist mir die Verwandtschaft zwischen den beiden schon sehr früh aufgefallen. Nestroy war ja ein Meister der Satire.

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DIE SYMBOLIK

 

Die Opal-Ader des Steins ist hauchdünn, sodass das Mutter-gestein, also der Fels, mitgeschliffen werden muss, um ihn als Schmuckstein fassen zu können. Diese hauchdünne, in allen Farben schillernde Opalschicht steht für die Phantasie, das Traum- und Märchenhafte, für das Mögliche. Der mit der Opalschicht verbundene Fels versinnbildlicht das Irdische, Weltliche, schafft Erdung und Bodenhaftung, gibt Festigkeit.


Der Spiegel als Symbol für Reflektion und Selbstreflektion

 

Bleistift, Notizbuch, Figur und Opal liegen auf einer Spiegelfläche, die den blank polierten Schild des Perseus darstellt. Der Spiegel als Symbol für Reflektion und Selbst-reflektion darf im Ring für Michael Köhlmeier nicht fehlen, erzählt er doch sehr eindrucksvoll die Geschichte des Perseus, der den Kopf der Medusa deshalb unbeschadet an sich bringen kann, weil er sie nur über das Spiegelbild seines Schildes anschaut. „Vielleicht“, meint Köhlmeier dazu, „kann man Dinge in der Gegenwart besser erkennen, in dem man sie in die Vergangenheit spiegelt.“

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Über Nestroy sagt er: „Wenn ich Nestroy gelesen habe, hat er mich selber oft erwischt, er zeigt einem einen Spiegel.“ Und im weiteren Verlauf unseres Gespräches meint er: „Ein rein historischer Roman würde uns nur interessieren, wenn wir uns auch darin gespiegelt sehen.“


Die Krawatte am Finger

 

Nun ist er also fertig, der Johann-Nestroy-Ring der Stadt Bad Ischl für Michael Köhlmeier, und ich hoffe, dass es mir gelungen ist, unserem Gespräch Ausdruck zu verleihen und dem großen Schriftsteller gerecht zu werden, der mir am Ende sagt: „Also nachdem ich jetzt weiß, was sie mit dem Ring anstellen, dann wird es so der Sonntagsschmuck, also die Krawatte am Finger sozusagen, oder der Sonntagsanzug.“ Vor allem aber ist er hoffentlich ein Spiegel geworden, in dem sich der Nestroy-Ring-Träger 2020 erkennt.

ZUR PERSON
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MICHAEL KÖHLMEIER

wurde am 15. Oktober 1949 in Hard in Vorarlberg geboren und lebt zusammen mit seiner Frau, der Schriftstellerin Monika Helfer, in Hohenems und Wien. Nach dem Besuch des humanistischen Gymnasiums in Feldkirch studierte er Politikwissenschaft und Germanistik in Marburg an der Lahn. Nach dem ersten Staatsexamen betrieb er ein Zweitstudium der Mathematik und Philosophie in Gießen.

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In den 1970er Jahren wurde er mit Hörspielen im Österreichischen Rundfunk und kürzeren Prosatexten als Schriftsteller bekannt. 1974 erhielt Michael Köhlmeier seine erste Auszeichnung, den Rauriser Förderungspreis für Literatur. Seit Anfang der 1980er Jahre entstand ein umfangreiches Romanwerk neben einer Vielzahl kürzerer Texte und feuilletonistischer Beiträge. 1983 entstand gemeinsam mit Peter Klein der Hörspiel-Klassiker „March Movie“, das zwischen 1988 und 2007 im Ausland meistgesendete ORF-Hörspiel, das das Verschwinden einer ganzen Blasmusikkapelle zum Thema hat. Die Darsteller in diesem skurril-phantastischen und zugleich aber auch heiteren Hörspiel sind Laien und zwei Vorarlberger Blaskapellen.

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Sehr erfolgreich waren seine auf Ö1 ausgestrahlten freien Nacherzählungen antiker Sagenstoffe und biblischer Geschichten, die später auch als CD-Editionen und Bücher erschienen sind. 


Das Mysterienspiel „Lamm Gottes“

 

Für die Bühne schrieb Michael Köhlmeier einige Theaterstücke. „Lamm Gottes“ wurde erst kürzlich am Theater Kosmos in Bregenz unter der Regie von Augustin Jagg uraufgeführt. Das Mysterienspiel über Gott und Teufel, die Liebe, über Leben und Tod, also über die Welt und wahrscheinlich auch darüber, was sie im Innersten zusammenhält, wird ab November 2020 im Schauspielhaus Salzburg aufgeführt.

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EINDRÜCKE

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