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1921 bis 2001

Der Philosoph

1921

Robert Schodterer II.

Der Philosoph
1921 bis 2001

Die Zeit war auch für ihn eines der größten Geschenke, die ihm sein Vater mit auf den Weg gegeben hatte. Zeit um sehen und beobachten zu lernen, Zeit um die Liebe zur Natur, Musik und Lyrik zu entwickeln.

 

1935 – 1939 erlernte er bei seinem Vater das Goldschmiedehandwerk.

 

1940/1941 besuchte er die Uhrmacherschule in Wien, hatte jedoch keine Gelegenheit mehr, diese Berufsausbildung auch abzuschließen, da er Ende 1941 zum Kriegsdienst eingezogen wurde.

 

1945 kurz vor Weihnachten kam Robert Schodterer II nach einer abenteuerlichen Flucht aus Ostfriesland wieder zurück nach Ischl, lernte seine Frau Elfriede kennen und heiratete im September 1946. Dieser Ehe entstammen die vier Söhne Robert III, Gerold, Heimo und Andreas.

wurde Robert Schodterer II in Bad Ischl geboren – hinein in eine Welt, die vom Ersten Weltkrieg noch schwer gezeichnet war. 

Für Robert Schodterer II war es nicht selbstverständlich, die Goldschmiede des Vaters zu übernehmen. Er war vielseitig musisch begabt, spielte hervorragend Klavier, komponierte eigene Musikstücke und schrieb Gedichte. Fähigkeiten und Wünsche hatte er mehr als genug und so stand er letztendlich vor der Entscheidung Musik und Philosophie zu studieren oder den väterlichen Betrieb zu übernehmen. Die Goldschmiede für seine Nachfolger zu erhalten und ein starkes, sicher aus den Kriegsjahren herrührendes Bedürfnis nach Sicherheit, gaben schließlich den Ausschlag, und so trat er 1949 das Erbe seiner Väter an.

 

Die ornamentalen Zeichnungen des Großvaters, sowie die Schablonen, die sein Vater gefertigt hatte und die ihm schon aus der Lehrzeit bestens bekannt waren, dienten ihm nun als Vorlage für den „Original Ischler Trachtenschmuck", dessen Serienfertigung er alsbald begann. Über die Heimatwerke fand dieser Schmuck seinen Weg zu Liebhabern in ganz Österreich.

 

1957 erhielt Robert Schodterer sogar die Erlaubnis der Stadtgemeinde Bad Ischl, künftig das Stadtwappen für seinen Schmuck und alles was damit zu tun hat, verwenden zu dürfen.

Aus seiner Hand stammen eine Reihe verschiedener Ehrenringe. Dazu gehören die Stadt Bad Ischl, die Operettengemeinde (heute Lehár Festival), der Männergesangverein, die Gemeinden Obertraun, St. Wolfgang und Bad Goisern, die Bürgerkapelle und viele mehr. 

 

Neben dem Trachtenschmuck arbeitete er auch Stücke, die dem kommerziellen Geschmack dieser Zeit gerecht wurden. Blütenschmuck, Schnörkelornamente, Solitär- und Reihenringe interessierten ihn weniger ihrer Form wegen, der wirtschaftliche Aspekt stand dabei im Vordergrund.

 

Nach 1960 – in der Zeit der Erneuerung und des Aufbaus - begann auch Robert Schodterer II, Neues für sein Schmuckschaffen zu ersinnen. Er begann vollkommen neue Techniken auszuprobieren, die Gold und Silber als „lebendiges Metall" in den Mittelpunkt der Goldschmiedearbeit rückten. Das Herstellen von Schmuck wurde zu einem Spiel mit Material, Werkzeug und intuitivem Wirken. 

2001

Auch besondere Edelsteine lösten in vielen Fällen den allgegenwärtigen Diamanten ab. Seine geheime Leidenschaft gehörte nun dem modernen Schmuck, den er für Freunde und Familienmitglieder mit Begeisterung gestaltete. Diese Begeisterung beflügelte den kreativen Geist Robert Schodterers II und er begann sogar für kurze Zeit zu malen.

 

1970 schrieb er die „Dohlenspirale", einen wunderbaren Lyrikband. Einige dieser Gedichte wurden von Margit Szekly vertont. Drei seiner Gedichte wurden dem Scheibl/Holzmeister-Buch „Lob eines schönen Landes" eingefügt, weiter finden wir ihn im Sammelband „Brennpunke", den die Österr. Verlagsanstalt anno 1971 herausgebracht hat.

Seine Stimme klang zuweilen auch über den ORF ins österreichische Land. „Goldschmied und Poet dazu..." war der Titel der Sendung, das erinnert ein wenig an Hans Sachs. Der Trachtenschmuck und die Reparaturwerkstätte wurden aus einer Mischung von Traditionsverbundenheit und Sicherheitsbedürfnis weitergeführt.

 

1982 trat Robert Schodterer II in den verdienten Ruhestand. Erst jetzt wandelte er seine „Leidenschaft" für moderne Schmuckgestaltung in eine „Liebschaft" um. In heimeliger Umgebung – nämlich mitten im Wohnzimmer – entstanden Schmuckstücke und Objekte, die er mit lyrischen Texten verband. Die Lötarbeiten wurden, sehr zum Leidwesen unserer Mutter, in die Küche verlegt.

Verschiedene Krankheiten, vor allem aber die starke Einschränkung seiner Sehkraft, beendeten diese Schaffensperiode leider viel zu früh.

 

Hin und hergerissen zwischen Tradition und Neubeginn, schuf er seinem Sohn Gerold durch seine Experimentierfreudigkeit und Neugierde das Fundament, auf dem dieser gemeinsam mit seiner Frau Karoline weiterbauen konnte.

 

Am 27. September 2001 verließ er diese Welt für immer, in dem Bewußtsein eines erfüllten Lebens durfte er ohne Leiden einfach gehen...

 

Zum Gedenken an Robert Schodterer

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Der Vollender
geb. 1956

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